Ein Selbsterfahrungsbericht Wohnungssuche in Köln

Wohnung, Köln – ©Unsplash

Dass die Wohnungssuche in Köln furchtbar ist, ist kein Geheimnis und auch für viele nichts Neues. Jeder im Freundeskreis hat seine eigene Horrorgeschichte. Was für die meisten deutschen Großstädte gilt, betrifft natürlich auch meine Wahlheimat: Es scheint einfach keinen Platz zu geben für Freiberufler, Studenten und sozial kompetente Menschen, die gern mit Anderen zusammenwohnen wollen. Kreative Köpfe, denen ihr Lebensglück und ihre Freiheit nun mal wichtiger sind als ein hohes Gehalt, bleiben auf der Strecke.

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Alle machen mit und keiner kann sich wehren!

Ich habe nicht viel Geld, ich habe keinen Vollzeitjob, möchte aber mit meinen Freunden zusammenwohnen und das am besten im Stadtgebiet – ich bin auf dem Immobilienmarkt nicht gern gesehen. Die Situation ist ohnehin schon schwierig genug. Die Nachfrage ist groß, das Angebot gering. Gerade kurz vor Semesterstart herrscht ein Wohnungsmangel, der es Vermietern erlaubt, horrende Mietpreise zu verlangen, heruntergekommene Wohnungen anzubieten, oder gar mit Staffelmieten, unseriösen Zusatzkosten oder kurzzeitigen Mietverträgen aufzufahren. Die Mieter müssen zahlen, wenn sie nicht an die Randbezirke von Köln verdrängt werden wollen. Und das Schlimmste ist… alle machen mit, weil sich keiner wehren kann.

Wohnung, Köln – ©Unsplash
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Der optimale Mieter!

Man sucht täglich stundenlang online nach Wohnungen, lässt sich während der Arbeitszeit Push-Benachrichtigungen aufs Handy schicken und mit E-Mails diverser Immobilienportale zuspamen. Auf diese Angebote muss dann schnell reagiert werden, also schreibt man schnellstmöglich eine kleine Bewerbung, in der man dem potentiellen Vermieter höflich erklärt, warum man genau der/die Richtige für die überteuerte Wohnung ist. Gleich mitschicken kann man auf vielen Wohnungsportalen (zumindest wenn man Premium-Mitglied ist) Schufa-Auskünfte, Gehaltsnachweise etc., damit der mögliche zukünftige Vermieter  direkt Bescheid weiß, dass man absolut sauber und vermögend ist. Eine Elternbürgschaft plus Lichtbildausweis des Elternteils, samt der kompletten finanziellen Informationen, legt man natürlich auch liebend gern dabei; darüber freuen sich auch die Eltern. Natürlich besitzt man weder Haustiere, noch spielt man ein Instrument. Man möchte natürlich nicht mit seinem Kumpel zusammenziehen, sondern mit seinem Partner, mit dem man aber natürlich nicht beabsichtigt in nächster Zeit ein Kind zu bekommen, denn auch das ist für viele Vermieter eher störend.

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Mit Glück in den Re-Call

Im Grunde ist man eigentlich sowieso nie zu Hause, da man ja nur arbeitet und mit einem hervorragenden Gehalt auffahren kann. Und mit all diesen Auskünften bewirbt man sich mit hunderten von anderen Menschen um eine viel zu kleine Wohnung, die warm ca. 24€ pro Quadratmeter kostet, wenn man den Luxus der Kölner Infrastruktur in Anspruch nehmen möchte.
Wird man dann mit Glück für die nächste Runde ausgewählt, kommt es zu einer Besichtigung mit dem/der Vermieter/in, dem/der Vormieter/in, oder gar einem/einer Makler/in. Wenn man Glück hat, gerät man nicht in eine Massenbesichtigung, bei der keiner der Suchenden gehen will, um der/die Letzte zu sein, den der/die Verantwortliche sieht. Man schleimt, man nickt höflich, man betont immer wieder wie interessiert und wie unglaublich umgänglich, locker und nett man ist.

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Fazit

Danach heißt es warten. Manchmal Tage, manchmal Wochen und oftmals hört man nie wieder was von der Kontaktperson.
Das ist Köln und seine Wohnungssuche.
Ich habe inzwischen eine Wohnung mit zwei meiner Freunde gefunden; wir können es bis heute nicht fassen. Die Miete ist horrend, der Vermieter fast nicht erreichbar, wir haben eine Staffelmiete und die Zahlungen für die Küche und die Kaution unorthodox, aber was will man machen?! Ich lebe nun hier, und ich werde wohl sehr lange nicht mehr ausziehen; es sei denn, der Vermieter meldet Eigenbedarf an!

Und jetzt zum Ausgleich ab in den Park!