O'zapft Alaaf Kulturunterschiede Köln vs. München

Muenchen Olympia Park Koeln 1 Artikel – ©Unsplash

Der erste Punkt liegt wohl auf der Hand oder besser gesagt auf der Zunge: Die Aussprache und Betonung. Regelmäßig werde ich von Kölner Freund:innen belustigt angeschaut, wenn ich Wörter wie “Safe” sage. Der Grund dafür: Das weiche “S”, mit dem ich pflege, sie auszusprechen. Das Interessante dabei: Freund:innen aus Bayern und ich hören den Unterschied beim S nicht einmal heraus, wenn wir darauf achten. Spreche ich mit Leuten aus NRW, hören diese den Unterschied oftmals sofort. Bei einem lapidar in den Raum geworfenen “Vielleicht geht sich was aus” erntet man in Köln eher irritierte Blicke. Dafür sind mir die Bedeutungen von kölschen Klassikern wie “Bützche” und “op Jück” seit Karneval nun endlich ein Begriff.

Andere Feierkultur

Egal wo in Köln Du unterwegs bist, am Ende des Abends hast Du mindestens fünf neue Bekanntschaften geschlossen und ziehst mit Leuten weiter oder trinkst noch das ein oder andere Kölsch am Büdchen. Die Tatsache, dass man in Bayern tendenziell nicht so leicht mit neuen Menschen ins Gespräch kommt, ausgenommen, ist ein solches Szenario in München nicht wirklich vorstellbar. Es gibt weder Spätis, noch haben Läden länger als 20 Uhr geöffnet.
In Bayern gibt es kleine Faschingsumzüge, diese sind aber natürlich kein Vergleich zum Kölner Karneval und dem emotionalen Stellenwert, den er einnimmt. Am Anfang noch gänzlich unbekannt grölt man spätestens am Rosenmontag alle Songs mit. Karneval in Köln ist halt einfach ein Jeföhl. Man munkelt, es soll auch Leute geben, die deshalb nach Köln gezogen sind.
Zieht man eine Bilanz, ist die Wahrscheinlichkeit wesentlich höher, an Karneval von neu geschlossenen Bekanntschaften oder gar Fremden eingeladen zu werden, als äquivalent einen Platz an einem Wiesntisch (bei anderen Leuten) zu ergattern.

Die kölsche Lockerheit und Offenheit

Der stärkere Konservatismus und die teils ausgeprägte Normentreue Bayerns zeigen sich auch im Stadtbild: Öffentliche Plätze sind sauberer und ordentlicher. Regeln werden nicht so genau genommen in Köln, alles ist ein bisschen entspannter. Einzig und allein Ausreißer in der Normentreue Bayerns: Das Überqueren von roten Ampeln. Wer hätte es gedacht, in München ist dies mehr Gang und Gäbe als in Köln. Oftmals schien mir auch beim Kennenlernen neuer Gruppen in Bayern eine andere Ordnung: Ein kleiner bisschen hierarchischer, ein kleines bisschen mehr gruppenbiased. in Köln dagegen chillt gemäß dem Motto “Jeder Jeck is anders” jeder mit jedem. Hier und da ein Pläuschken mit Fremden, wofür man in München schnell für sozial auffällig gehalten wird. In Köln bist Du mit jedem schnell befreundet, aber wirklich enge Bekanntschaften sind es nicht immer. In Bayern sind Freundschaften manchmal anders definiert. Man ist erst befreundet, wenn man Zeit ineinander investiert und sich wirklich wichtig ist. In Köln kommt man zwar viel schneller ins Gespräch, oftmals beläuft es sich dann aber eher auf Feier-Freundschaften.

Brötchen oder keine Brötchen?

Gutes Laugengebäck = Mangelware in Köln. Zumindest habe ich bis jetzt noch keines entdeckt, das an eine bayerische Breze herankommt. Am ein oder anderen verschlafenen Sonntag habe ich mich zudem schon in peinliche Situationen beim Bäcker manövriert. Auf meinen Wunsch nach Semmeln ernte ich nur irritierte Blicke. “Laugen-WAS?” werde ich mit hochgezogenen Augenbrauen fragend angesehen, als es mir dämmert: Brötchen. Es sind immer noch Brötchen!
Natürlich sind die Unterschiede sehr stark verallgemeinert und beruhen lediglich auf meiner individuellen Wahrnehmung, kein Fan von Pauschalisierungen und der Artikel ist mit einem Fünkchen Ironie anzusehen. Aller Unterschiede zum Trotz lassen sich aber auch mehr Gemeinsamkeiten finden, als man auf den ersten Blick denkt: Beide sehr lokalpatriotisch, wenn es um Fußball geht: Sei es nun Mia san Mia oder „Mer stonn zo dir“. Beide haben eine selbstbewusste Mentalität und sind historisch katholisch geprägt. Letztlich ergibt sich die Offenheit der Menschen auch aus einer Dynamik und überträgt sich ein Stück weit. Auch hängt es damit zusammen, wie man es gelernt hat. Vielleicht ist man an bestimmten Orten selbst ein Stück offener, da man mit einer ganz anderen Haltung auf Menschen zugeht?

Und jetzt auf nach Bayern!