Mit Valentine Mühlberger von der Weinbar Rix Let`s talk Kölsch

Wein, Köln, Vino – ©Unsplash

„Wusstest du, dass Köln eigentlich eine Weinstadt war? Im Mittelalter lieferten wir sogar Wein nach England! Kölsch ist dagegen eine neumodische Erfindung.“ Valentine schaut mich strahlend an. Wieder was gelernt. Wenn es um das Thema Wein geht, dann ist die Weinakademikerin nicht nur Expertin vom Fach, sondern vor allem leidenschaftliche Genießerin! Geboren und aufgewachsen in Marburg an der Lahn, ist die Tochter einer Französin und eines Franken zum Studieren nach Köln gekommen. Um dann für 10 Jahre nach Paris zu ziehen. Doch die vermeintliche Stadt der Liebe hat sie nicht gehalten, Valentine kam zurück in die Stadt, die wirklich e Jeföhl is! Nachdem sie zunächst im Kölner Weinkeller arbeitete, hat sie am 18. Mai 2018 die kleine und feine Weinbar Bar Rix am Friesenwall eröffnet und damit Köln um ein tolles authentisches Lokal bereichert.

Rix, Bar, Wein – ©Bar Rix
Ein Kölner Weinparadies.
© Bar Rix
Carina

Während die einen von einem Leben in Paris träumen, hast du der Metropole den Rücken gekehrt und dich für Köln entscheiden. Wie kam es dazu?

Valentine Mühlberger

Valentine schmunzelt: „Naja, Paris an sich ist ein Traum – aber das Leben im Alltag ist dort ein Kampf! Du rennst jeden Tag mit 12 Millionen Menschen durch diese wahnsinnig teure Metropole und bist am Ende des Tages nur erschöpft. Und Köln kannte ich ja bereits aus meinem Studium. Es kommt mir hier vor wie in einer Kleinstadt. Beschaulich, man kennt sich, man hilft sich. Das hat den Reiz für mich ausgemacht, wieder hier her zu ziehen.“

Carina

Absolut nachvollziehbar! Und nachdem du zunächst im Kölner Weinkeller gearbeitet hast, hast du 2018 die Bar Rix eröffnet. Wie kamst du auf diesen Namen?

Valentine Mühlberger

Erst lautes Lachen, dann: „Von Barrique! Als ich zurück in Deutschland war hörte ich es oft so ausgesprochen: in Barriques gereift. Also wenn man von der Mehrzahl spricht, nur spricht man im Französischen das S nicht aus. Und das „Bar“ wollte ich sowieso im Namen haben und so kam eins zum anderen: Bar Rix.“

Carina

Kannst du denn unter deinen Gästen die Kölner von den Touristen unterscheiden?

Valentine Mühlberger

„Ja klar! Es gibt natürlich ganz klassische Touristen, die einfach aufgrund ihrer Sprache auffallen. Aber unter den anderen Gästen merke ich eigentlich immer wer Kölner ist. Du kennst es selbst, es ist die Mentalität: ein lockerer Spruch, immer für einen Scherz zu haben und offen. Und auch der Wahlkölner ist für mich ein Kölner, denn er ist ja nicht ohne Grund hier, sondern weil er eben diese herzliche Mentalität lebt und liebt. Das merkt man einfach.“

Carina

Trinken die Kölner denn irgendeinen Wein besonders gerne?

Valentine Mühlberger

„Das lässt sich so schwer sagen, aber insgesamt trinkt man in Deutschland lieber Weißwein. Dabei gibt es auch so großartige Rotweine. Hier am Friesenwall kommen natürlich oft Leute vom Shoppen, die sich dann besonders im Sommer gerne einen leichten Weißwein gönnen. Aber es gibt ebenso Gäste, die gezielt zu mir kommen und sich beraten lassen. Das ist oft Geschmackssache und natürlich die Frage, ob man ein wirklicher Weinliebhaber ist oder einfach nur gelegentlich ein Gläschen genießt.“

Rix, Bar, Wein – ©Carina Birnbacher
Carina von Geheimtipp zusammen mit Valentine Mühlberger.
© Carina Birnbacher
Carina

Gibt es denn einen aktuellen Weintrend, den wir nicht verpassen dürfen?

Valentine Mühlberger

Valentine lacht zunächst und sagt dann aber doch recht ernst: „Naja, einen Trend gibt es bereits, der aber bei vielen noch nicht wirklich bekannt ist: Naturweine. Diese Weine sind völlig unbehandelt, gewöhnungsbedürftig und faszinierend zugleich. Von denen habe ich auch einige hier. Ich glaube es ist die grundsätzliche Aufgeschlossenheit, an der wir arbeiten müssen. Es gibt so tolle Rebsorten, großartige Weine aus Georgien – aber hier wird immer wieder Grauburgunder getrunken. Da gibt es wirklich noch so viel zu entdecken!“

Carina

Welche Eigenschaften an dir selbst würdest du als Kölsch bezeichnen?

Valentine Mühlberger

Wieder ein kurzes Schmunzeln: „Naja, ich bin auf jeden Fall unkompliziert und immer für ein Späßchen zu haben. Auch Karneval find ich toll, mal völlig Ausbrechen aus dieser Seriosität. Einfach mal ne 5 gerade sein lassen!“

Carina

Und falls dich doch mal die Sehnsucht nach Paris überkommt?

Valentine Mühlberger

„Für mich hat Köln für deutsche Verhältnisse schon irgendwie einen Frankreich Touch – es ist grundsätzlich alles irgendwie lockerer und unkomplizierter hier als im Rest des Landes. Besonders die Ecke hier am Friesenwall und die Seitenstraßen der Ehrenstraße. Die mag ich total. Dieses Wuselige, die Mischung der Menschen, wo etwas passiert. Du hast hier alles: Familien, Studenten, ältere Menschen, Leute die mehr verdienen, Leute die weniger verdienen. Das hat etwas wirklich Großstädtisches, das hast du natürlich in Lindenthal weniger. Deswegen passt es auch, dass meine Bar hier ist! So hab ich Paris irgendwie direkt vor der Tür.“

Carina

Nun befinden wir uns wieder im Lockdown, deine Bar ist geschlossen. Wie gehst du damit um?

Valentine Mühlberger

„Finanziell ist das Ganze natürlich eine Katastrophe. Aber ich versuche diesen Zeitgewinn, der ja gezwungener Weise entstanden ist, zu nutzen. Ich möchte etwas Fruchtbares und Kreatives daraus zu machen und habe mich daher einfach mal neu sortiert. Zum Beispiel biete ich digitale Weinproben an, verkaufe Weinflaschen hier an meinem Fenster aber auch online. Ich hatte jetzt auch schon verschiedene digitale Koch & Wein Events, bei denen wir zusammen mit einer Köchin gekocht und Wein verköstigt haben, das war toll. Es entsteht unter den Gastronomen eine neue Solidarität und ich denke auch, dass es uns alle näher zusammenbringt. Du merkst, ich versuche das Positive zu sehen!“ Valentine zuckt mit den Schultern und lacht. Et hätt ja noch emmer joot jejange!

Carina

Gibt es etwas, was du den Kölnern zum Abschluss noch sagen möchtest?

Valentine Mühlberger

Trinkt mehr Wein!!!“ Wir müssen beide laut lachen und Valentine schüttet uns ein Glas Rotwein ein. Wir stoßen an und genießen diesen Moment.
Dann: „Unterstützt euer Veedel, nicht nur die Gastro, sondern auch den Einzelhandel. Überlegt, wo ihr einkauft oder bestellt. Handelt sinnvoll, fördert Projekte, das rettet Existenzen. Und ich möchte mich bedanken, denn ich erfahre bereits von einigen Kunden diese Unterstützung. Das ist wirklich toll, danke. In diesem Sinne, zum Wohle!“

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