Zugegeben: was gute Fischbrötchen angeht, bin ich wohl ein wenig vorbelastet. Hergezogen aus Hamburg, wird es es diese Location wohl mit mir heute eher nicht so leicht haben. Genau diesen Gedanken sprach ich wie aus Reflex aus, als ich den ersten Fuß in den neuen Fischladen im Kölner Agnesviertel setzte. Doch es dauerte nicht lange… Ein kurzer Moment und schon hatten mich der Flair, die Menschen und tatsächlich auch die Fischbrötchen komplett in ihren Bann gezogen!
“Früher bin ich manchmal spontan die ganze Strecke von Köln nach Hamburg gedüst, um dort mein Fischbrötchen zu essen. Wie ich das geliebt habe.” Diese Fahrt kann er sich nun sparen. Denn jetzt macht er sie sich einfach selbst: leckere Fischbrötchen, frisch auf die Hand – und bei der fast täglich wechselnden Auswahl handelt es sich
sogar um seine eigenen Kreationen. Der Fischladen hat seit 2020 göffnet. Es gibt eine kleine Theke, mit Leckereien wie Salaten, Fischfrikadellen oder frischem rohen Fisch auf Eis. Nebenan, im kleinen Supermarktabteil kann man zusätzlich durch gefrorene Meeresfrüchte und jede Menge spanische Spezialitäten stöbern. Von Weinen, Sangria über Geschirr und diverse Delikatessen. Wem da nicht schon das Wasser im Munde verläuft. Wie ihr merkt: “Pescado” (span. = Fisch) steht nicht für Hamburg. Es ist die Begegnung aus Leidenschaften zu Fisch und Spanien. Beatrix und Yannik haben einfach beides miteinander vereint. Meiner Meinung nach ein pures Paradies: Das südländische Hamburg? Eine wahrlich traumhafte Verbindung!
Als ich das Geschäft betrat, kann ich im ersten Augenblick nicht sagen, weshalb die Stimmung direkt so besonders wirkt. Aber dann fällt es mir auf: Es läuft spanische Salsa-Musik! Und je mehr man sich umschaut, entdeckt man Kleinigkeiten, die den Charme dieses Ortes ausmachen: Alte originale Metzgertische, große Kronleuchter an der Decke, spanische Fliesen an der Wand und im Boden. Individuelle Vasen und kleine Eimer, für die das Paar hunderte Kilometer gereist ist, um mit diesen dann in ihrem Laden eine spürbar außergewöhnliche Atmosphäre zu kreieren. Auch das Gebäude an sich hat eine einzigartige Geschichte, erzählt Beatrix, denn die Räumlichkeiten stehen unter Denkmalschutz. Türen, inklusive Klinke und das Schaufenster dürfen nicht verändert werden. Glück gehabt, denn diese passen perfekt zum Stil! In Köln gibt es zwar auch andere Fischgeschäfte – jedoch meistens weiß, steril und recht kaltgehalten. Genau das wollten Beatrix und Yannik in ihrer Location vermeiden. “Essen ist eine Leidenschaft, es ist Genuss. Wieso soll man das nicht schon beim Kauf der Lebensmittelspüren?” Sie erzählen von der Liebe zu Spanien, dem Reisen, der Begeisterung für ausländische Küchen und farbenfrohen Läden, in denen man schon bei der Auswahl der Zutaten auf den Geschmack toller Gerichte kommt.
“Essen ist eine Leidenschaft, es ist Genuss. Wieso soll man das nicht schon beim Kauf der Lebensmittelspüren?”
PESCADO
Im Laden selbst dürfen nur kalte Speisen verkauft werden. Aber das macht nichts: Beatrix liebt es Kleinigkeiten, ihre Tapas, zu servieren. So kann man viel mehr von allem probieren, immer hier und da naschen und muss sich nicht für das große Ganze entscheiden. Das findet sie super. In ihrem Restaurant “Salera”, ein paar Straßen weiter, werden weiterhin das Fingerfood für den Laden und auch die Fischbrötchen vorbereitet. Jung oder alt, jeder Fischliebhaber findet hier sein Glück, das ist garantiert! Ein kleiner Junge klebt ganz fasziniert mit der Nase an der Glasscheibe und betrachtet das Sortiment. Ein älterer Herr betritt den Laden: “Von allem ein bisschen, wie soll man dich denn da entscheiden? ”Stammkunden sind nicht nur aus Köln vertreten. Aus der nahen Ferne wie Bergisch Gladbach kommen schon jetzt regelmäßig Menschen um sich beraten zu lassen und sich mit gutem Fischeinzudecken. Die Ware ist wohl ausgewählt, wird jeden Tag frisch gekauft – auf Nachhaltigkeit und gute Haltung der Tiere wird geachtet. Ist eine Sorte ausverkauft, so lässt sich der Kunde meist mit einer anderen begeistern. Denn im Pescado heißt es: Was weg ist, ist weg. Nichts wird verschwendet. Bleibt doch am Abend etwas übrig, so landet es bei den Besitzern und deren Mitarbeitern auf dem eigenen Teller.
Perfekt für die Mittagspause oder einfach zwischendurch: Täglich kann man sich hier auf die Hand, mit einem übersichtlichen jedoch delikaten Angebot an Fischbrötchen, Salaten oder anderem Meeres-Fingerfood verwöhnen lassen. Eingeladen wurde ich zum wirklich extrem köstlichen “Pulled Lachs Brötchen”! Die Sehnsucht nach Hamburger Fischbrötchen und auch das Fernweh zum Mittelmeer kann hier definitiv ein wenig gestillt werden. Beruhigend, oder nicht?